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Hallo Schrauber,
zu Beginn meiner zweiten Schrauber-Karriere 2004 habe ich mehrheitlich mit farbige Teilen geschraubt und zu dieser Zeit gelegentlich sogar farbige Teile neu lackiert und den Lack dann im Backofen aushärten lassen.
Dabei hat mich an pulverbeschichteten Bauteilen immer die erhebliche Dicke der Lackschicht gestört.
Aber nicht nur deshalb, sondern hauptsächlich weil schwarze Modelle nicht so spielzeughaft aussehen, schraube ich seit 2009 bis auf wenige Ausnahmen nur noch mit schwarzen Teilen.
Seitdem sammle ich farbige Teile, die nicht zu einem bestimmten, erhaltenswerten Baukasten gehören und entlacke sie, wenn ein größerer Posten zusammengekommen ist, um sie anschließend brünieren zu lassen.
Nach einigen Versuchen mit Lösungsmitteln, Natronlauge und mechanischer Lackentfernung (Betonmischer, s.o.) bin ich auf den Entlacker der Firma Faba-Chemie gestoßen, der sogar Pulverbeschichtungen entfernt:
https://shop.faba-chemie.de/1040.html
(Ganz schön teuer geworden, 2017 habe ich noch für zwei 10l Kanister 7€/Liter bezahlt).
Man legt die Teile so in eine Wanne, daß sie sich nicht großflächig berühren und gießt den Entlacker darüber. Nach 1 - 2 Stunden hat sich der Lack vom Metall gelöst und die Teile können unter fließendem Wasser abgespült werden (Schutzbrille und Handschuhe nicht vergessen!). Damit sich kein Flugrost bilder, die Teile nach der Spülung sofort abtrocknen. Den Entlacker durch einen Trichter mit Sieb in den Kanister zurückschütten, er kann trotz Verfärbung bis zur endgültigen Erschöpfung weiterverwendet werden.
2020 wurde in der Mailing-List folgende Frage gestellt:
Ich habe einige schwarze Teile mit leichtem Rost. Was ist der beste Weg, um sie wieder sauber zu machen und danach wieder schwarz?
Schleifen finde ich zu streng. Vielleicht WD40? Und danach Ofenpolitur?
Mit dem nachstehenden Text habe ich darauf geantwortet:
wenn es nur wenig Flugrost ist, reicht es, die Teile mit Ballistol-getränkten Lappen abzureiben. So habe ich es letztes Jahr bei den Teilen meines Kastens 6H gemacht:
Vorher:
2019-03-24 Märklin #6 in Holzkasten 04.jpg
Einsatz
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2019-03-24 Märklin #6 in Holzkasten 08.jpg
Unterteil
Nachher:
20190617-141344-D5#9209k.jpg
Einsatz (die Messingteile wurden in einem Tumbler mit Walnußschalengranulat 0,8 - 1,3 mm und etwas Bimsmehl behandelt)
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20190617-141419-D5#9210k.jpg
Unterteil
Du kannst die Teile aber auch in einen professionellen Brünierbetrieb bringen. Dann werden sie vor dem Brünieren entfettet und gebeizt, d.h. in Salzsäure getaucht, wobei Flugrost und bestehende Schwärzungen (= Oxidschichten) entfernt werden und die Teile blank herauskommen (gilt nicht für dicken Rost, der bereits abblättert).
Danach wird das Material nach spezieller Vorbereitung in einem heißen Brünierbad geschwärzt und nach Abspülen der Chemie mit Wasser in ein Entwässerungsbad gebracht, wo das Wasser aus den Poren entfernt wird. Der Brünierprozess ist hoch giftig und darf deshalb nur von zertifizierten Betrieben, die hohen Umweltanforderungen genügen müssen, durchgeführt werden.
Es gibt aber auch ein ungiftiges Kaltbrünierverfahren, z.B.
https://shop.schlitt-werkzeuge.de/infos ... verfahren/
Leider ist die flüssige Chemie inzwischen nur noch für gewerblich Abnehmer erhältlich. Für Privatleute gibt es nur noch die Brünierpaste Nu-Blak. Ich verwende sie, um Schnittkanten oder Fehlstellen zu schwärzen. Die Schwärzung ist nicht so intensiv wie bei einem Heißbrünierverfahren, aber nach Einreiben des Werkstücks mit Ballistol durchaus akzeptabel.
Zu WD40: ich verwende dieses Öl nicht, vor allem nicht zum Schmieren, denn es wird mit der Zeit harzig. Zur Oberflächenbehandlung mag es vielleicht geeignet sein, aber ich nehme lieber Ballistol.
Ofenpolitur habe ich noch nicht benutzt. Ich kann mir aber vorstellen, daß man die Teile erhitzen muß, damit die Politur fest haftet.
Das Bild ist von 2018 und zeigt etwa 100 kg Teile nach Brünierung in einem dafür spezialisierten Betrieb:
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20180517-130210-D5#5675ka.jpg
Die Teile sind tiefschwarz, der Glanz kommt von der Ölschicht darauf. Das ganze hat mich ca. 400 € gekostet, also ≈ 4 €/kg. Das ist fast so viel wie der Materialwert.
Zitat Ende.
Derzeit habe ich etwa 20 kg Material gesammelt, was ich noch entlacken und brünieren lassen will. Da der alte Meister des Brünierbetriebs inzwischen in Rente ist, bin ich gespannt, ob dort dieser Auftrag noch einmal angenommen wird.
Gruß
Norbert
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