Befestigungsklammern für Anleitungshefte
Verfasst: 28.03.2021 14:27
Liebe Schrauber,
im Folgenden eine Schilderung, wie man ein selten benötigtes und nicht mehr erhältliches Teil selbst herstellt.
Im April 2005, zu Beginn meiner 2. Märklin-Karriere, habe ich bei Ebay einen 6er Kasten mit schwarzen Teilen im Karton für 230 EUR erstanden, den mir der Verkäufer aus Hochdorf bei Biberach wenige Tage später sogar nach Hause brachte, weil er wieder mal an den Bodensee wollte.
Pappkasten und Einsatz wurden durch 50 mm breites, in mehreren Lagen aufgebrachtes Kreppband zusammengehalten, Deckel und Anleitungen fehlten. Die Inventur ergab einen fast vollständigen Kasten mit sehr gut erhaltenen und kaum verbogenen Teilen. Na ja, dachte ich, irgendwann wird sich mal ein ein besser erhaltener 6er Pappkarton finden und dem Material eine angemessene Heimstatt bieten.
Dem war leider nicht so. Bis vor zwei Wochen stand der auf das Jahr 1922 datierte Kasten unbeachtet und bis auf einen für ein Modell „entliehenen” Großen Ring auch unberührt, in meinem Materiallager. Erst, als ich ein Foto eines solchen Kastens suchte, und feststellte, daß die Märklin-Abbildungen in den Anleitungsbüchern der frühen 20er Jahre einen 6er Kasten zeigten, den es so nie gegeben haben kann, beschloß ich, meinen Kasten zu restaurieren und nicht länger auf einen Fund zu warten.
Was sind die nun die sichtbaren Unterschiede zwischen Abbildung und Wirklichkeit? Nach genauer Betrachtung der Märklin Fotos stellt man fest, daß
Beide Hefte No. 71 waren im Deckel untergebracht, wo sie von je drei speziellen Klammern gehalten wurden. Leider gibt es diese Klammern nur von alten Kasten, deren Deckel nicht mehr gebraucht werden, denn beim Entfernen der Klammern wird der Deckel beschädigt. Da es illusorisch war, die sechs benötigten Klammern in absehbarer Zeit zu beschaffen, beschloß ich, sie selbst herzustellen.
In meinem Halbzeugvorrat fand ich ein Stück weiches Weißblech von 0,3 mm Stärke, das im Laufe der Zeit dunkelgrau geworden war. Nach den Maßen in folgendem Bild habe ich sechs gleichseitige Dreiecke von 20 mm Breite und 35 mm Höhe auf einem Blechstreifen von 35 mm Breite angerissen. Da die Dreiecke ihre Spitze einmal oben und eimal unten haben, gibt es praktisch keinen Verschnitt.
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Nach dem Zuschnitt wurden die Spitzen um 5 mm gekürzt, die vier scharfen Ecken an einer Bandschleifmaschine abgerundet und die Kanten leicht angefast. Zur Herstellung der drei Befestigungslöcher habe ich drei Bohrungen mit 3,5 mm Ø in ein Stück Flachstahl gebohrt und mit einem Senker leicht angefast.
Die Blechdreiecke habe ich auf den im Schraubstock eingespannten Flachstahl gelegt, wobei zwei Rißlinien die richtige Positionierung markieren. Die drei Löcher wurden nun mittels Hammer und einer Reißnadel mit Heft in das Blech geschlagen. Dabei entsteht auf der Unterseite eine ausgefranste Hülse von ca 2 mm Länge.
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Die Blechklammern werden nun an den vorher ausgemessenen Positionen auf den Deckel gelegt und mit einem Hammer in die Pappe geschlagen. Die auf der Rückseite herausragenden Blechspitzen wurden dann durch einen Hammerschlag auf eine unten abgerundete 8 mm Welle vernietet. Da der Deckel aus zwei Lagen Pappe angefertigt wird, werden diese Stellen später nicht mehr zu sehen oder zu fühlen sein.
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Nach Verleimung mit der oberen Deckelschicht können die Klammern auf- und umgebogen werden, wie es die beiden Hefte erforden. Das äußere Deckelteil wird auf die gleiche Art wie das innere Teil hergestellt, allerdings um das zwei- bzw vierfache Maß der Pappenstärke vergrößert:
Grundfläche längs 2 x + 2 x Rand
Grundfläche quer 1 x + 1 x Rand
Noch eines: die Farbe des Innendeckels ist im Vergleich zur Kaschierung des Kastens leider etwas zu hell. Aber damit werde ich leben können.
Gruß
Norbert
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im Folgenden eine Schilderung, wie man ein selten benötigtes und nicht mehr erhältliches Teil selbst herstellt.
Im April 2005, zu Beginn meiner 2. Märklin-Karriere, habe ich bei Ebay einen 6er Kasten mit schwarzen Teilen im Karton für 230 EUR erstanden, den mir der Verkäufer aus Hochdorf bei Biberach wenige Tage später sogar nach Hause brachte, weil er wieder mal an den Bodensee wollte.
Pappkasten und Einsatz wurden durch 50 mm breites, in mehreren Lagen aufgebrachtes Kreppband zusammengehalten, Deckel und Anleitungen fehlten. Die Inventur ergab einen fast vollständigen Kasten mit sehr gut erhaltenen und kaum verbogenen Teilen. Na ja, dachte ich, irgendwann wird sich mal ein ein besser erhaltener 6er Pappkarton finden und dem Material eine angemessene Heimstatt bieten.
Dem war leider nicht so. Bis vor zwei Wochen stand der auf das Jahr 1922 datierte Kasten unbeachtet und bis auf einen für ein Modell „entliehenen” Großen Ring auch unberührt, in meinem Materiallager. Erst, als ich ein Foto eines solchen Kastens suchte, und feststellte, daß die Märklin-Abbildungen in den Anleitungsbüchern der frühen 20er Jahre einen 6er Kasten zeigten, den es so nie gegeben haben kann, beschloß ich, meinen Kasten zu restaurieren und nicht länger auf einen Fund zu warten.
Was sind die nun die sichtbaren Unterschiede zwischen Abbildung und Wirklichkeit? Nach genauer Betrachtung der Märklin Fotos stellt man fest, daß
- die abgebildeten Kasten Stülpdeckel zeigen, die realen Kasten zu dieser Zeit aber Klappdeckel hatten
- das auf den Bildern gut zu sehende Präsentationstableau der Messingräder nicht den geltenden Stücklisten entspricht
Beide Hefte No. 71 waren im Deckel untergebracht, wo sie von je drei speziellen Klammern gehalten wurden. Leider gibt es diese Klammern nur von alten Kasten, deren Deckel nicht mehr gebraucht werden, denn beim Entfernen der Klammern wird der Deckel beschädigt. Da es illusorisch war, die sechs benötigten Klammern in absehbarer Zeit zu beschaffen, beschloß ich, sie selbst herzustellen.
In meinem Halbzeugvorrat fand ich ein Stück weiches Weißblech von 0,3 mm Stärke, das im Laufe der Zeit dunkelgrau geworden war. Nach den Maßen in folgendem Bild habe ich sechs gleichseitige Dreiecke von 20 mm Breite und 35 mm Höhe auf einem Blechstreifen von 35 mm Breite angerissen. Da die Dreiecke ihre Spitze einmal oben und eimal unten haben, gibt es praktisch keinen Verschnitt.
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Nach dem Zuschnitt wurden die Spitzen um 5 mm gekürzt, die vier scharfen Ecken an einer Bandschleifmaschine abgerundet und die Kanten leicht angefast. Zur Herstellung der drei Befestigungslöcher habe ich drei Bohrungen mit 3,5 mm Ø in ein Stück Flachstahl gebohrt und mit einem Senker leicht angefast.
Die Blechdreiecke habe ich auf den im Schraubstock eingespannten Flachstahl gelegt, wobei zwei Rißlinien die richtige Positionierung markieren. Die drei Löcher wurden nun mittels Hammer und einer Reißnadel mit Heft in das Blech geschlagen. Dabei entsteht auf der Unterseite eine ausgefranste Hülse von ca 2 mm Länge.
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Die Blechklammern werden nun an den vorher ausgemessenen Positionen auf den Deckel gelegt und mit einem Hammer in die Pappe geschlagen. Die auf der Rückseite herausragenden Blechspitzen wurden dann durch einen Hammerschlag auf eine unten abgerundete 8 mm Welle vernietet. Da der Deckel aus zwei Lagen Pappe angefertigt wird, werden diese Stellen später nicht mehr zu sehen oder zu fühlen sein.
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Nach Verleimung mit der oberen Deckelschicht können die Klammern auf- und umgebogen werden, wie es die beiden Hefte erforden. Das äußere Deckelteil wird auf die gleiche Art wie das innere Teil hergestellt, allerdings um das zwei- bzw vierfache Maß der Pappenstärke vergrößert:
Grundfläche längs 2 x + 2 x Rand
Grundfläche quer 1 x + 1 x Rand
Noch eines: die Farbe des Innendeckels ist im Vergleich zur Kaschierung des Kastens leider etwas zu hell. Aber damit werde ich leben können.
Gruß
Norbert
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