Hallo unnabill und alle Anderen,
Du hast vollkommen recht - für ein Metallbaukasten-Modell sind meine Ausführungen zum Thema Lenkung eher "overkill-engineered"
Aber die Motivation dazu war eigentlich ganz banal.
Da ich mich schon immer mit ferngesteuerten Fahrzeugen beschäftigt habe, war mir der Begriff "Ackermann-Lenkung" durchaus bekannt, wusste aber nie, wie das Lenktrapez denn nun korrekt zu gestalten ist.
Erst als ich ab Mitte der 90er Jahre die ersten einfachen Modelle selbst gebaut hatte, bin ich über die berühmte Faustformel gestolpert - diese besagt, dass sich die verlängert gedachten Lenkhebel bei Geradeausstellung in der Mitte der Hinterachse schneiden müssen.
Das kann man nun entweder kommentarlos hinnehmen - oder aber hinterfragen, was es mit dem "müssen" auf sich hat.
Diese Frage konnte mir niemand beantworten und auch in der frei zugänglichen Literatur hatte ich nicht den Ansatz eines brauchbaren Hinweises gefunden. Vor 20 Jahren habe ich mich deshalb selbst daran gemacht, die Geheimnisse des "optimalen" Lenktrapezes zu lüften.
Das Ergebnis:
Ein einfaches Lenktrapez kann immer nur eine Annäherung sein (etwas anderes hätte mich auch gewundert) und der Schnittpunkt der verlängert gedachten Lenkhebel in der Mitte der Hinterachse ist nicht sakrosankt.
Die Faustformel liefert natürlich brauchbare Ergebnisse, im Einzelfall könnte die Optimierung aber auch etwas anders aussehen.
Manchmal ist es auch gar nicht möglich, die Faustformel anzuwenden.
Ist das Verhältnis Radstand zur Spurweite relativ klein, dann müsste das Lenktrapez sehr ausgeprägt sein und u. U. verliert das innere gelenkte Rad dann vollständig seine Führung.
Diesen Fall hatte ich beim Unimog, weil er kurz und breit ist. Hier musste das Lenktrapez etwas aufgeweitet werden - der Schnittpunkt der verlängert gedachten Lenkhebel liegt also deutlich hinter der Hinterachse.
Ansonsten wende ich natürlich die Faustformel an und bei 2 Hinterachsen lege ich den gedachten Schnittpunkt zwischen die Achsen.
Beste Grüße aus dem Rheinland
Hans-Gerd
PS:
Norbert hatte sich damals ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt.
Er hat es etwas anders gemacht, ist aber - soweit ich mich erinnere - ebenfalls zu einem solchen Ergebnis gekommen.