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MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 02.08.2025 10:39
von Dilettant
Guten Morgen liebe Forenkolleginnen? und Kollegen,

heute möchte ich Euch ein Kuriosum vorstellen, zumindest aus heutiger Sicht.
Gefunden habe ich es bei einer Hausräumung in der weiteren Nachbarschaft.

Es ist ein Werkzeug, genauer eine Hebelpresse, mit vielen unterschiedlich geformten Einsätzen zum Selbstherstellen von Lochstreifen, Profilen, Rohren und Zahnrädern durch Stanzen von geeigneten Alu-Blechen.

Es passt also in unsere Thematik der Metallbaukästen, sozusagen die Vorstufe.

Ausgeliefert in einer Holzbox (die fehlt leider), mit entsprechenden Halbzeugen aus Aluminiumblech, mit Stellringen, Schrauben und Gummireifen, die ebenfalls sämtlich fehlen.

Die Anleitung habe ich im Internet gefunden und ausgedruckt. Dort steht auch manches über die Firma MEWEKA.
Patente wurden wohl schon in den 30er Jahren im letzten Jahrhundert beantragt.
Zur Produktion kam es allerdings erst nach den Kriegsjahren, Anfang der 50er.

Das System ist ausgelegt zur Herstellung von Flachbändern mit Löchern im 1/2 Zoll Abstand.
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Viele Grüße

Friedemann

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 02.08.2025 12:03
von dieselrauch
Hallo Friedemann,
ich finde, da hast du etwas ganz tolles gefunden. Einen Metallbaukasten selber herzustellen, sieht nach viel Arbeit aus. Hinterher kann man sagen, das habe ich selbst gebaut. Die Verbindung mit Schlitzen und Laschen ist bestimmt nur für einmaligen Aufbau. Ich glaube aber nicht, daß die schmalen Zahnräder miteinander kämmen. Und 12,5mm ist kein halber Zoll.
Viele Grüße
Ingo

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 02.08.2025 14:17
von Dilettant
Hallo Ingo,

da hast Du natürlich recht: 12,5 mm sind kein halber Zoll.

Baukästen mit 12,5 mm Lochabstand gibt es auch: Z.B. Stabil und mehrere Baukästen aus der ehemaligen DDR, wie Thale, Hans Wünsche etc.

Ja, ich bin mir bewusst, das ist etwas nicht Alltägliches.

Laut Thimoty Edwards wurde 1932 ein Patent erteilt für Julius Frommherz in Ettlingen, der das System für seine Neffen erfand.
Auf den Markt kam es aber erst 1953 und angeblich 1954 auf der Spielwarenmesse Nürnberg erfolgreich vorgestellt.
Dort präsentierte Julius Frommherz ein imposantes 4 m langes Modell der Wuppertaler Schwebebahn.

1960 verschwand es wieder vom Markt.

Ich schau mal, was der Baumarkt für Alubleche anbietet und werde mal ein paar Versuche durchführen.

Es konnte laut Anleitung 3 verschiedene Zahnräder hergestellt werden: 20, 40 oder 60 Zähne.
Das Modul war 1,25.

Wie die Zahnräder miteinander kämmen sollten ist mir ein Rätsel, aber man darf nicht vergessen, hier handelte es sich um ein Gerät zum Herstellen von Spielwaren.
Es gab Vorlage-Zeichnungen zum Bastel von: Bett, Schubkarre, Transportwagen, Drehbank, Sessel, Sackkarre, Exzenterpresse, Shaping, Flugzeug und Motor.
Angeblich sollten besonders wertvolle Modelle prämiert werden.

Leider sind diese Vorlage-Zeichnngen nicht mehr vorhanden.
Ich vermute, meine gefundenen Fragmente stammen aus der Endzeit der Produktion, da nur mehr im schlichten Karton geliefert und nicht mehr in der ansprechenderen Holzbox.
Das Kartonunterteil war noch dabei.

Viele Grüße

Friedemann

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 02.08.2025 23:23
von Georg
Hallo Friedemann,

in Schrauber & Sammler Nr. 6 kannst Du Einiges über Meweka und ähnliche Baukästen finden.
https://sites.google.com/view/georg-eie ... er-sammler
Dort im Bericht "Aus der Exotenschublade von Urs Flammer", Seite 29.

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 03.08.2025 10:38
von Dilettant
Hallo Georg,

herzlichen Dank für den Hinweis auf das Schrauber und Sammler Heft Nr.6.
Das war natürlich in meiner Sammlung vorhanden, aber an den Artikel von Urs konnte ich mich nicht mehr erinnern.

Sehr interessant, was es zu dieser Zeit bereits gab an Systemen zum Sebstherstellen von Baukastenteilen.
Nur der Heller Mechanikus war mir aus der Literatur bekannt.

Ich frage mich allerdings, wie Julius Frommherz zu seinem Patent kam, da ja bereits ähnliche Systeme auf dem Markt waren?

Vielleicht die Möglichkeit, diverse Schneid- und Prägewerkzeuge in die Hebelpresse einzulegen?
Ansonsten war ja keine "Erfindungshöhe" vorhanden.

Da müsste man die Patente kennen. 1932: 621677 und 1953: 922461 ;) ;) ;)

Viele Grüße

Friedemann

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 03.08.2025 13:17
von Georg
Dilettant hat geschrieben: 03.08.2025 10:38 Da müsste man die Patente kennen. 1932: 621677 und 1953: 922461

Hallo Friedemann,

da kann ich helfen.

Das ältere Patent ist die DE 621577 A (du hattest einen Vertipper drin):
DE000000621577A.pdf
Das WIchtigste steht im Anspruch 1: Stanze zur Herstellung der für mechanisches Spielzeug und für den Bau von Modellen erforderlichen Einzelteile mit einer Anzahl von gegeneinander auswechselbaren, paarweise zusammenarbeitenden, zum Stanzen, Bördeln, Schneiden, Zahnschneiden usw. dienenden Werkzeugen, von denen sämtliche Patrizen und sämtliche Matrizen je mit einem vorzugsweise zylindrischen Schaft gleichen Durchmessers versehen sind.

Für mich sieht es so aus, dass Julius Frommherz vor allem auf den vorzugsweise zylindrischen Schaft gleichen Durchmessers abhob, um damit mehrere Werkzeuge (Patrizen und Matrizen, im heutigen Sprachgebrauch Stempel und Matrizen) im selben Gerät verwenden zu können. Stanzen etc. für Spielzeug waren bereits bekannt.

Das neuere Patent ist die DE 922461 B:
DE000000922461B.pdf
Asnpruch 1 sagt: Teilvorrichtung für Stanze zur Herstellung der für mechanisches Spielzeug und für den Bau von Modellen erforderlichen Einzelteile, dadurch gekennzeichnet, daß das komplette Teilgerät, bestehend aus Teilscheibe, Teilhebel, Klemmstück, Steckstift und einer eventuellen Hilfsschiene, mit der an sich bekannten, den Aufnahmebolzen für den zu teilenden Gegenstand (Radkörper usw.) tragenden Schwenkschiene festverbunden und durch den Aufnahmebolzen in der jeweils erforderlichen Lage fixiert wird.

Dabei handelt es sich nur um eine Ergänzung zum älteren Patent, um die Herstellmöglichekit zu erweitern.

Der Vollständigkeit halber hier noch das britische Patent des älteren der beiden Patente. Es enthält deutlich mehr Zeichnungen:
GB000000408890A.pdf

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 03.08.2025 14:57
von Dilettant
Hallo Georg,

herzlichen Dank für Deine Mühe und mein "Augenzwinkern" hatte wohl Erfolg :)*

Heruntergeladen habe ich die Patente, studiere werde sie aber erst heute Abend, jetzt ist erst mal Kaffeezeit.

Aber es freut mich sehr, dass dieses Thema zu Maschinen für die Selbstherstellung von Metallbaukasten-Teilen nun seine Abrundung gefunden hat.

Viele Grüße

Friedemann

PS: Falls Urs hier mitliest, ich würde mich über ein gutes Foto freuen von der Holzkiste, in der die MeWeKa Gerätschaften seinerzeit untergebracht waren, zwecks Nachbau.
Und, falls vorhanden, die damals mitgegebenen Konstruktionsvorlagen.

Viele Grüße

Friedemann

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 03.08.2025 15:54
von URS
Da sind Unterlagen von meinem Baukasten Baukasten.
Wenn Du noch mehr brauchst melde Dich direkt bei mir
Urs

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 03.08.2025 17:59
von Dilettant
Hallo Urs,

damit hast Du mir eine große Freude gemacht, ganz herzlichen Dank.
Hast Du die Sackkarre selbst gebaut?

Viele Grüße

Friedemann

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 03.08.2025 22:45
von URS
Freut mich auch wenn ich Dir eine Freude machen konnte.
Auf meinem Rechner hat es noch einiges und vielleicht hat auch noch ein anderer Freude an Metallbaukasten Unterlagen.
Die Sackkarre und die Zahnräder habe ich für mich als Muster gemacht.
Gruss
Urs

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 04.08.2025 16:19
von Dilettant
Hallo Urs,

noch eine letzte Bitte: kannst Du mir bitte die Hauptabmessungen (L x B x H) der Holzkiste nennen?

Ich tue mich dann leichter mit dem Nachbau.

Viele Grüße

Friedemann

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 15.08.2025 13:50
von Dilettant
Hallo an Alle,

heute geht es mit der MeWeKa Geschichte weiter. Dank Urs erhielt ich Fotos, Abmessungen und weitere Angaben, die mich in die Lage versetzten, eine Behausung für die MeWeKa Metallstanze anzufertigen.

Ich habe mich nicht sklavisch an das Original gehalten.
Zu Einen waren mir die verzinkten Ecken der Originalkiste zu aufwendig zum Herstellen, zum Anderen verwendete ich statt der im Original verwendeten Vollhölzer solche aus Sperrholz.

Leider bin ich mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden: Das Sperrholz war wohl nicht die allerbeste Qualität (aus der Restekiste im Baumarkt).
Es splitterte und auch die Sägekanten waren nicht völlig gratfrei, trotz neuem Sägeblatt.

Auch musste ich feststellen, dass mit zunehmend fortschreitendem Alter meine Fähigkeiten zu exaktem und präzisem Arbeiten nachgelassen haben.

Trotz alledem, ich bin zufrieden.

Jetzt mal einige Fotos:
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Das Schneiden der Alutafeln funktionierte auf meiner alten Papierschneidemaschine bis zu einer Blechstärke von 1 mm ganz gut.
Die Streifen mussten natürlich gerichtet werden.

Jetzt fehlen mir noch die 20 Stellringe mit 3,5 mm Bohrung, 8 mm Durchmesser und 4 mm dick, Klemmschraube M3.
Die sind gerade in Produktion.

Leider fehlen mir auch die kleine Handfeile, sowie der sogenannte Reißhaken.

Als Schraubendreher kam ein alter Märklin zum Einsatz.
Die Handfeile werde ich wohl durch eine Ähnliche und von der Größe passende Feile ersetzen.

Einen Reißhaken gibt es heute nicht mehr zu kaufen: Das war seinerzeit ein gebogener Haken mit Holzgriff zum Anritzen der Alu-Tafeln.
Angeblich so oft ritzen, bis die Blechstreifen abgebrochen werden konnten.
Den muss ich, wenn ich sonst nicht weiterkomme, aus Rundstahl schmieden.

Noch eine Frage @ Urs, der hier hoffentlich mitliest: Welche Länge haben die 3,5 mm Wellen?
Die muss ich mir auch selbst herstellen.

Leider habe ich z.Z. keine ausreichende Menge von den kleinen Märklin Gummireifen, die ich als Ersatz zu den Originalen, die geringfügig andere Abmessungen haben, hineinlegen werde.
Das ist aber kein Problem, da die passenden Naben mit der Stanze selbst gefertigt werden müssen.

Wenn alles komplett ist, werde ich einige Musterstücke produzieren und dann ebenfalls hier vorstellen.

Viele Grüße

Friedemann

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 15.08.2025 14:39
von URS
Deine kieste sieht aber gut aus, bravo.
Das herstellen von Wellen ist eine "Geduldsübung" je nach der Härte des Alublechs braucht es mehrere Arbeitsgänge, ich würde für ein Modell eine Rundstange nehmen.
Aluminiumstreifen lassen sich auch gut mit einem Cutter schneiden, mehrmals ritzen und dann brechen der Vorteil das richten entfällt.
Gruss Urs

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 15.08.2025 14:42
von Norbert
.
Hallo Friedemann,

Gratulation, eine schöne Arbeit für einen exotischen Kasten!
Einen Reißhaken gibt es heute nicht mehr zu kaufen: Das war seinerzeit ein gebogener Haken mit Holzgriff zum Anritzen der Alu-Tafeln.
Das mag sein, es gibt aber immer noch gebogene Reißnadeln für ca. 5€:
.
Reißnadel.jpeg
Reißnadel gerade und gebogen, 250 mm, ganz gehärtet, brüniert (shop.layer-grosshandel.de)

Davon kannst Du das gerade Ende abtrennen, einen passenden Holzgriff aufbohren und darin den geriffelten Metallgriff mit Epoxidharz einkleben.

Gruß
Norbert
.

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 15.08.2025 16:39
von Dilettant
URS hat geschrieben: 15.08.2025 14:39 Deine kieste sieht aber gut aus, bravo.
Das herstellen von Wellen ist eine "Geduldsübung" je nach der Härte des Alublechs braucht es mehrere Arbeitsgänge, ich würde für ein Modell eine Rundstange nehmen.
Aluminiumstreifen lassen sich auch gut mit einem Cutter schneiden, mehrmals ritzen und dann brechen der Vorteil das richten entfällt.
Gruss Urs
Hallo Urs,

danke für das Kompliment, laut Stückliste von Timothy Edwards soll der Kasten fertige Wellen im Durchmesser 3,5 mm haben?
Leider erwähnte er die Länge nicht.
Kannst Du bitte nachschauen, danke.

Viele Grüße

Friedemann

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 15.08.2025 16:40
von Dilettant
Norbert hat geschrieben: 15.08.2025 14:42 .
Hallo Friedemann,

Gratulation, eine schöne Arbeit für einen exotischen Kasten!
Einen Reißhaken gibt es heute nicht mehr zu kaufen: Das war seinerzeit ein gebogener Haken mit Holzgriff zum Anritzen der Alu-Tafeln.
Das mag sein, es gibt aber immer noch gebogene Reißnadeln für ca. 5€:
.
Reißnadel.jpeg
Reißnadel gerade und gebogen, 250 mm, ganz gehärtet, brüniert (shop.layer-grosshandel.de)

Davon kannst Du das gerade Ende abtrennen, einen passenden Holzgriff aufbohren und darin den geriffelten Metallgriff mit Epoxidharz einkleben.

Gruß
Norbert
.
Danke Norbert, das ist eine sehr gute Methode, den Reißhaken nachzubilden.

Viele Grüße

Friedemann

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 16.08.2025 15:24
von URS
Guten Tag Friedmann
Bei den Wellenlängen kann ich Dir nicht helfen, in meinem Kasten waren nur die 4 Reifen und ein paar M 4 Schrauben.
Gruss
Urs

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 17.08.2025 11:40
von Dilettant
URS hat geschrieben: 16.08.2025 15:24 Guten Tag Friedmann
Bei den Wellenlängen kann ich Dir nicht helfen, in meinem Kasten waren nur die 4 Reifen und ein paar M 4 Schrauben.
Gruss
Urs
Hallo und guten Tag Urs,

danke für Deine Mühe.
Da bei meinem Fund nur die Presse und die Einsätze vorhanden waren, muss ich für die fehlenden Teile improvisieren.
Eben auch für die fehlenden Wellen.

Schönen Sonntag und viele Grüße

Friedemann

Re: MEWEKA-METALL-WERK-Kasten

Verfasst: 17.08.2025 11:52
von Dilettant
Nach nochmaligem Durchlesen der Legende von Timothy Edwards bin ich zu der Auffassung gelangt, dass die erforderlichen Wellen auch selbst aus den 10,5 mm breiten Alustreifen herzustellen waren.
Er schreibt außerdem, dass diese Handhebelpresse und deren Möglichkeiten Kinder überfordern würde und nur in Werkunterrichten mit Anleitung und Unterstützung der Lehrkräfte sinnvoll einzusetzen gewesen wäre.

Viele Grüße

Friedemann